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Roonstraße

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Die Roonstraße, die sich von der Uerdinger Straße bis zur Richard-Wagner-Straße zieht, wurde erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu bebauen begonnen. Auf alten Luftbildern kann man den ländlichen Charakter mit vielen Wiesen, insbesondere im Bereich der heutigen Hunzinger- und Crousstraße noch sehr gut erkennen. Auf ihrem Weg überquert die Roonstraße die Hunzingerstraße, führt am Moltkeplatz vorbei, lässt rechts die Crousstraße liegen, überquert die Friedrich-Ebert-Straße und die Brahmsstraße bevor sie an der Richard-Wagner-Straße endet. Die Roonstraße ist eine vergleichsweise ruhige Nebenstraße.

Benannt wurde die Roonstraße nach dem preussischen Generalfeldmarschall Albrecht von Roon (1803 – 1879), der zur Zeit der Reichsgründung 1871 Mitarbeiter von Otto von Bismarck war

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Gegenüber ihrem Anfang, an der Ecke mit der Uerdinger Straße lag früher das Hotel „Haus Schucht“, eines der ersten Häuser der Stadt. Heute erinnert nur noch ein Teil der Fassade an dieses Hotel, in dem man erstklassig wohnen und auch essen konnte. Heute wird die Ecke von der Sparkassenfiliale beherrscht, in deren 1. Stock sich in den 1960er und 1970er Jahren der sogenannte Ausländerkreis der Industrie- und Handelskammer befand, einer Art Club, in dem sich die internationalen Studenten der Textilingenieurschule treffen konnten. So hatten sie, die aus allen Teilen der Welt kamen, einen Anlaufpunkt, in dem sie sich nicht nur entspannen konnten sondern in dem auch Vorträge und Landesabende veranstaltet wurden.

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Im ersten Teil der Roonstraße bis vor den Moltkeplatz befand sich auf der rechten Seite nichts, bevor dort in den 1960er Jahren mehrere große Wohnhäuser gebaut wurden. Auf der linken Seite stand noch lange eine Weberei. Wenn man als Fußgänger dort vorbei ging, konnte man deutlich die metallischen Geräusche der Webstühle aus dem Inneren hören. Auch dieser Komplex wurde Ende der 1960er Jahre abgerissen und durch Wohnhäuser ersetzt. Die danach zur Rechten abzweigende Hunzingerstraße wurde erst in den 1960er Jahren angelegt, dies sogar zweispurig.

 

Der zweite Teil zwischen Moltkeplatz und Friedrich-Ebert-Straße wird links vom großen, repräsentativen Gebäude des Gymnasiums am Moltkeplatz und seinem Pausenhof beherrscht. Das „Moltke“ wurde 1915 vom Architekten August Biebricher im gemäßigten klassizistischen Stil gebaut. Die allegorischen Figuren am Eingangsportal schuf der Bildhauer Peter Stammen. Entlang der Roonstraße befindet sich im dortigen Flügel zuunterst die Turnhalle und darüber die Aula. In dieser fand am Abend des 22. November 1963 eine Aufführung des Schulorchesters statt. Unter der Leitung von Musiklehrer Siekmann wurde die Kinderoper „Wir bauen eine Stadt“ von Paul Hindemith gespielt und gesungen. Nach der Pause gegen 21 Uhr kam Siekmann zurück in die Aula und verkündete den anwesenden Eltern und Schülern, dass man soeben erfahren habe, dass der amerikanische Präsident John F. Kennedy in Dalls/Texas einem Attentat zum Opfer gefallen sei. Ein Aufstöhnen ging durch die Menge, die Aufführung wurde abgebrochen und jedermann ging betrübt nach Hause.

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Blick auf den oberen Teil des Gymnasium-Portals

Zweimal am Tag, vor Schulbeginn und nach Schulende wurde und wird die Roonstraße nach beiden Enden hin von Schülern zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit motorisierten Fahrzeugen „geflutet“.

 

Die folgenden Häuser links und rechts der Straße sind gutbürgerliche Wohnbauten, überwiegend mit Backsteinen gemauert, die von Mitte der 1920er und in den 1930er Jahren entstanden. Nach der Hausnummer 58 hatte der Traarer Gemüsehändler Wilhelm Kanters einen kleinen Verkaufsladen, vor dem immer sein Lieferwagen, ein Tempo Dreirad, stand.

Hier konnte man täglich frisches Gemüse und Eier kaufen. 50 m weiter an der Ecke zur Friedrich-Ebert Straße, hatte Maria Rademacher ihren Lebensmittelladen. Hier gab es das typische Warensortiment eines „Tante-Emma-Ladens“. Dort Leergut zu sortieren oder Samstags mit dem Fahrrad Ware an Kunden auszuliefern, waren begehrte Jobs für Teenager, weil es oft noch ein schönes Trinkgeld für die Hauszustellung gab.

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Mit Kanters und Rademacher war eine hervorragende „Nahversorgung“ sichergestellt. Der erste Supermarkt im Bismarckviertel, Kaiser’s Kaffeegeschäft am Bismarckplatz entstand erst in den 1960er Jahren. Nicht zu vergessen sind auch die Bäcker und Milchhändler, die morgens frische Brötchen und Milch an die Haustüre lieferten. Gegenüber von Rademachers Laden, auf der anderen Seite der Friedrich-Ebert-Straße, befand sich das Haus von Oberbürgermeister Herbert van Hüllen und seiner Familie.

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Im weiteren Verlauf der Roonstraße folgten zuerst mehretagige, zum Teil große Mehrfamilienhäuser vom Beginn des 20. Jahrhunderts während nach der Querung der Brahmsstraße die Häuser wieder etwas niedriger sind. Das Wohnviertel war und ist ebenfalls gutbürgerlich, vergleichsweise sehr ruhig und heute sehr gefragt.

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Michael von Beckerath
1950-1968 Bewohner des Hauses Roonstraße 56

(c) Bürgergemeinschaft Bismarckviertel e.V. 2021

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