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Von-Beckerath-Straße und -Platz

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von-Beckerath-Platz vor dem 22. Juni 1943 /
BIickrichtung Südwesten

Sowohl die von-Beckerath-Straße als auch der von-Beckerath-Platz sind eine Reminiszenz an die Familie, die neben vielen anderen die Entwicklung der Stadt und auch des Bismarckviertels mit beeinflusst hat.

 

Die Herkunft des Namens als auch die Herkunft der Familie ist trotz vielerlei Forschung bis heute nicht endgültig geklärt. Obwohl es südlich von Mönchengladbach-Rheydt die Gemeinde Beckrath gibt und man annehmen könnte, dass einige Menschen aus diesem Ort nach Krefeld kamen und dort „die von Beckrath“ genannt wurden, ist dies nicht verbürgt. Auch Hinweise auf einen Beckrath-Hof bei Moers sowie Zuwanderungen aus den Niederlanden konnten nicht verifiziert werden.

Fest steht, dass die Ahnen der von Beckeraths damals, also gegen 1650, mennonitischen Glaubens waren und als Freidenker im Erzbistum Köln verfolgt wurden. Sie sollen aus dem „Jülichschen“ stammen. Es gibt Hinweise, dass viele Mennoniten in Rheydt gelebt haben. Jedenfalls müssen sie nach Krefeld geflüchtet sein, weil Krefeld seinerzeit zum niederländischen Haus Oranien-Nassau gehörte. Dort war man liberal und so konnten sie dort ihren Glauben unbehelligt leben.

 

Es ist durchaus denkbar, dass sie „die von Beckeraths“ genannt wurden, obwohl es, siehe oben, eben keine Beweise für die Herkunft aus diesem Ort gibt. Bekanntlich können im Norden die Namenszusätze „von“, „van“, van den“ oder auch „de“ eine Herkunftsbezeichnung sein. Adlig, wie manche glauben, war die Familie nie.

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Hermann von Beckerath, Krefelder Abgeordneter in der National-versammlung, Reichsfinanzminister

Im Laufe der Jahrhunderte integrierten sie sich in Krefeld, waren beteiligt an der Gründung der Mennonitischen Kirche, der ältesten Krefelder Kirche, waren ebenfalls in der sich entwickelnden Textilmanufaktur als Weber, Färber oder Verleger tätig und heirateten natürlich auch in andere Familien ein. Schon damals schätzte man die Verbindung zwischen dem angenehm privaten und dem nützlich geschäftlichen.

 

Interessant sind darüber hinaus auch einige Nachkommen, die ganz außerhalb der Textilindustrie zu Rang und Namen gekommen sind, so der Bankier, Landtagsabgeordnete, spätere Reichsfinanzminister und Krefelder Abgeordnete in der deutschen Nationalversammlung von 1848 Hermann von Beckerath (1801-1870), der als Brahms-Maler bekannt gewordene Willy von Beckerath (1868-1938), der Wirtschaftswissenschaftler Erwin von Beckerath (1889-1964), der auch Vordenker für die soziale Marktwirtschaft unter Ludwig Erhardt war, der Orgelbauer Rudolf von Beckerath (1907-1976), der Komponist Alfred von Beckerath (1901-1978), Komponist u.A. der Oper „Frau Holle“, der Kunstsammler Adolf von Beckerath (1834-1915) oder der Ägyptologe Prof. Jürgen von Beckerath (1920-2016).

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von-Beckerath-Straße; südlicher Teil

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Heute finden sich die von Beckeraths nicht nur in Krefeld und ganz Deutschland sondern durch zwei Auswanderer auch in Brasilien und Australien. Straße und Platz wurden in den Jahren 1904 bis 1905 angelegt.

 

Sie teilten das große Grundstück des Schlosses Cracau, welches ursprünglich von der Cracauer- bis zur Uerdingerstraße und fast von der Viktoriastraße bis zur heutigen Philadelphiastraße reichte. Es wurden aber im Zuge der Stadterweiterung und offensichtlicher Geldprobleme immer wieder Teile des Grundstückes verkauft.

 

Der letzte große Einschnitt war dann die Anlage von Bogenstraße und der Straße „Am Hohen Haus“. Die von Beckerath-Straße verläuft von der Cracauer Straße bis zur Uerdinger Straße und ist nur etwa 200 m lang. In ihrer Mitte passiert sie die Wiedstraße und den von-Beckerath-Platz, der als Halbrund erscheint und die Verbindung zur Bogenstraße darstellt.

Auf der westlichen Seite der von Beckerath-Straße befand sich bis Ende der 1960er Jahre ein großes Straßenbahn-Depot der Krefelder Verkehrs-AG.

 

Heute stehen hier Wohnhäuser. Letzte Erinnerungen an die großen Textilzeiten im Bereich der von Beckerath-Straße sind das Haus Leyental an der Kreuzung mit der Cracauerstraße, das 1905 errichtete Gebäude der Samtfabrik Flaskamp sowie das 1924 errichtete Gebäude des Hauses der Textilindustrie (siehe das nebenstehende Foto).

Michael von Beckerath

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